Verbindung ist alles. Ohne Verbindung ist alles nichts.
Um wirklich verbunden miteinander zu tanzen, brauchen wir Verbindung zu uns selbst und zu unserem Tanzpartner und das auf zwei Ebenen: Geistig-seelisch & Körperlich.
Ebene 1: Die geistig-seelische Verbindung
Die geistig-seelische Verbindung meint die innere Einstellung, die wir uns selbst und unserem Partner gegenüber haben. Sie beginnt bereits vor der ersten körperlichen Berührung. Die drei wichtigsten Einstellungen, die sich zu kultivieren lohnen, sind:
- Respekt für die eigenen aktuellen körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten —> Wie oft wären wir gerne schon woanders und schätzen das, was bereits da ist, gering. Erinnern wir uns wieder daran: Jeder neue Atemzug und jede kleinste Bewegung ist ein Geschenk.
- Offenheit für den Tanzpartner —> Sich auf unser Gegenüber einzulassen ist eine Entscheidung. Wir können jede Begegnung als Geschenk sehen, aus der etwas Wunderbares entstehen kann.
- Präsenz im Hier und Jetzt —> Sei da, wo du bist. Wenn wir mit allen Sinnen anwesend sind, uns selbst spüren und unseren Partner, sind wir ganz lebendig. Dann küsst uns die Muse und alle Bewegungen sind mit Leben und Liebe gefüllt.
Jeder Tanz ist bereits tot bevor er überhaupt begonnen hat, wenn wir nicht im Hier und Jetzt offen sind für unseren aktuellen (Zu)Stand und den unseres Partners und mit allen Sinnen präsent sind. Die geistig-seelische Verbindung ist somit der wichtigste Nährboden für einen jeden Tanz. Je positiver unsere Einstellung zu uns selbst und unserem Partner ist, desto verbundener werden wir uns fühlen.
Überleitung von Ebene 1 zu Ebene 2:
Um unsere eigene Körper-Geist-Seele Verbindung und die zu unserem Partner erstmalig körperlich zu unterstützen, können wir uns zu Beginn für einen Moment auf unsere Atmung und die unseres Partners fokussieren. Dies sorgt für eine Harmonisierung unserer Körper und Öffnung für unsere Innenwelt. Von hier aus kann uns der Atem in jede Bewegung tragen. Wir erlauben unserem Inneren, unserem Körper zu sprechen statt nur unserem Kopf. Gelernte Strukturen müssen den Tanz nicht mehr beherrschen, sondern werden spontan zum Leben erweckt, wenn es sich stimmig anfühlt. Die Verbindung kann nun vollständig florieren. Jede kleinste Bewegung wird aus der Verbindung zu uns selbst und unserem Partner geboren. Jetzt geht es nicht mehr um’s Leisten, nicht darum perfekt zu sein. Stattdessen entsteht Raum für Dankbarkeit und Wertschätzung für das, was ist, und das, was entstehen darf – Bewegung für Bewegung, Begegnung für Begegnung, Moment für Moment.
Ebene 2: Die körperliche Verbindung
Unter der körperlichen Verbindung ist die mechanische Verbindung basierend auf natürlichen körperlichen Gesetzmäßigkeiten zu verstehen. Es gibt drei Hauptkomponenten, auf die es zu achten gilt, um diese zu fördern:
- Einheit des Körpers —> Alle Körperteile bewegen sich gleichmäßig mit dem Schwerpunkt unseres Körpers mit (außer es soll absichtlich ein bestimmter Isolationseffekt kreiert werden). Haben wir eine Abstandstanzhaltung ohne Oberkörperkontakt, sind die Armgelenke geblockt, sodass die Bewegungen beim bzw. vom Partner ankommen.
- Spannungszustand des Körpers —> Wir sind uns des Spannungszustands in unserem Körper bewusst. Der Leader bringt einen bestimmten Muskeltonus im jeweiligen Moment ein und der Follower nimmt diesen auf. Ziel ist es, immer dasselbe Spannungslevel zu haben (außer es soll absichtlich eine Dualität erzeugt werden, dann kann dies so geführt werden). Auf der Spannungsskala kann man sich zwischen sehr leicht (so wenig Muskelkraft wie möglich / nur so viel Muskelkraft wie nötig, um sich zu bewegen) bis sehr kraftvoll (so viel Spannung im Körper wie möglich) bewegen. Je mehr wir im Tanz loslassen können, desto leichter wird der Muskeltonus als Basis sein. Von hier aus kann dieser dann bewusst verstärkt werden bei bestimmten Bewegungen.
- Vertrauen in den Körper —> Der Leader muss die Bewegungen des Partners nicht extra führen oder kontrollieren. Durch die ganz natürliche eigene Bewegung und die körperliche Verbindung zum Partner, wird dieser ganz automatisch mitfließen. Der Follower muss die Bewegungen des Partners nicht mit dem Kopf verstehen. Die Körper sprechen miteinander und verstehen sich blind. Versprochen. Nehmen wir die Bremse durch den Kopf raus, fließt alles von allein. Der Kopf darf also eine Ebene tiefer ins Herz rutschen und sich eine kleine Auszeit gönnen. Es kann hilfreich sein, ihn mit etwas anderem zu beschäftigen (z.B. ein beruhigendes Wort, das wir uns immer wieder sagen).
Je mehr es gelingt, den gleichen Spannungszustand, das gleiche Energielevel im Körper zu haben und sich gleichmäßig als Einheit zu bewegen (bis auf gewünschte Ausnahmen wie oben erwähnt) sowie unserem Körper zu vertrauen und uns hinzugeben, desto mehr kehrt ein Gefühl vollständiger Harmonie ein.
Was, wenn keine Verbindung (mehr) da ist?
Sollte die Verbindung zu irgendeinem Zeitpunkt verloren gehen, kehren wir zurück zum Anfang und durchlaufen den Prozess von vorne. Wie merken wir, dass die Verbindung verloren geht?
- Äußerlich: keine Synchronität mehr, übereinanderstolpern, Verspannungen von festem Druck oder nicht geeigneter Körperhaltung, …
- Innerlich: Anspannung, innere Unruhe, kein Gefühl von Harmonie, Hetzgefühl, Leistungsdruck, Gefühle von Einengung, …
Auch wenn es sich für jeden ein wenig anders anfühlen kann, wird jeder es spüren. Ohne einen Zweifel. Vertrauen wir unserem Gefühl also. Und begeben uns dann auf den Weg, die Verbindung wieder herzustellen. Es beginnt mit der Entscheidung, uns wieder auf uns selbst und unseren Partner einzulassen. Wenn einer von beiden Tanzpartnern innerlich entscheidet, auszusteigen (warum auch immer), bietet es sich an, für den Moment nicht mehr weiter miteinander zu tanzen. Verloren gegangene Verbindung zu ignorieren ist, als würden wir immer weiter gegen eine Wand laufen. Man kann es tun, wenn man Schmerzen mag ;).